“Am Besten besucht ihr die Cades Cove früh am Morgen” sagte ein anderer Reisender im Hotel zu uns. Sein Ratschlag war richtig. Da wir aber am Morgen in Gatlinburg etwas vor hatten, hatten wir keine andere Wahl und mussten Cades Cove um die Mittagszeit besuchen.

Tatsächlich als wir Gatlinburg vor 9:00 Uhr morgens erreicht haben war der Ort auch noch seelenlos. Alle Touristen waren noch in ihren Hotels. Es hätte perfekt sein können.

Wenn man in den Great Smoky Mountains National Park in der Nähe von Gatlinburg hinein fährt, dann muss man sich westlich richten und entlang der Straße names Little River Road sowie der Straße Laurel Creek Road fahren. Das Tal Cades Cove befindet sich im oberen westlichen Teil des Nationalparks und liegt ganz im Staat von Tennessee.

Die Laurel Creek Road brachte uns zum Anfang des Tals namens Cades Cove. Eine 18km (11 Meilen) lange Einbahnstraße “Loop Road” führt die Besucher entlang des Tals. Bei gutem Wetter ist die Straße das ganze Jahr über von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. In den Sommermonaten (ungefähr von Mai bis September) kann man sogar Mittwochs und Samstags bis 10:00Uhr morgens entlang der Straße laufen oder mit dem Fahrrad fahren (Autofrei bis zu dieser Zeit).

Die Fahrt entlang der Loop Road versetzt einen richtig in die Vergangenheit. Man kann verschiedene historische Gebäude inklusive Kirchen entlang der Straße sehen. Außerdem ist die Autofahrt so langsam, dass eine Pferdekutsche vor hundert Jahren schneller gewesen wäre. Die Straße lief wenig Raum zum Überholen und ab und an hielten manche Autos einfach an um Fotos zu machen. Wir waren sehr froh, dass die Hauptferienzeit in den USA noch nicht begonnen hatte. Die Fahrt hätte ein Alptraum werden können. Anscheinend dauert die gesamte Fahrt entlang der Loop Road 2 oder 3 Stunden.

Bei so vielen Leuten und Autos auf die man achten muss, kann man leicht die malerische Landschaft übersehen. Die historischen Gebäude, blicke über die Berge, der Geruch von Heu der Heufelder, die duftenden Wildblumen und die Hoffnung darauf einen richtigen Schwarzbär sowie andere wilde Tiere zu sehen, macht das Cades Cove Tal zum meist besuchten Bereich im Nationalpark. Das Cades Cove war nicht nur die Heimat der ersten Siedler, es war auch ein Jagdgebiet der Cherokee Indianer.

Beim Mittelpunkt der Loop Road kann man die berühmte Cable Mill sehen und das Cades Cove Besucherzentrum besichtigen. Das Tal hat auch verschiedene Wanderwege und sogar einen Campingplatz welcher das ganze Jahr über geöffnet ist (Wichtig: Camping nur mit Bewilligung!).

Als wir endlich bei dem Mittelpunkt der Loop Road angelangt waren, wollten wir nur den Massen entkommen. Deshalb sind wir dann auch auf der Parson Branch Road gelandet. Es war die zweite ungepflasterte Straße welche der Parkangestellte bei dem Sugarlands Visitor Center erwähnte. Die Straße beginnt kurz nach dem Besucherzentrum und endet bei dem berühmten Highway US 129. Der Anfang der Straße ist beidseitig befahrbar und später ist die Straße nur noch eine Einbahnstraße. Ein paar Autos hatten bereits probleme mit dem Anfang der ungepflasterten Straße. Da wir am Vortag die ungepflasterte Straße von Cataloochee zum Big Creek erfolgreich meisterten, hatten wir keine Angst vor dieser Straße. Die Park Ranger hatten diese Straße ja auch freigegeben. Was hatten wir noch zu befürchten?

Am Anfang schien die Straße wie die vorherige. Es war ein befahrbarer Waldweg mit ein paar rauen Stellen. Wir konnten endlich durchatmen und fühlten uns Frei nachdem wir vorher hinter all diesen Autos fest steckten.

Langsam wurde es Aufregend. Wir hätten jederzeit einen Schwarzbär antreffen können. Es waren keine anderen Autos auf dem Weg und somit war unsere Chance einen Schwarzbär zu sehen noch viel höher.

Das Gefühl wurde von einem plötzlichen Adrenalinschub verstärkt als wir durch die ersten Wasserfälle durchgefahren sind.

Diese Straße ist wirklich nur für Geländewagen oder Allradfahrzeuge geeignet. Unser Auto war nicht dafür geeignet. Am Anfang war ich sehr still, mein Herz schlug schneller. Die Autofahrt schien endlos. Ein raues Stück nach dem anderen und diese Wasserfälle (oder Flussläufe) wurden größer und größer. Bei so einer Straßenoberfläche und wilden Tieren in der Gegend kann man leider auch nicht zu schnell fahren.

Man kann auch nicht einfach umdrehen, da dieser Teil ja eine Einbahnstraße war. Eine Einbahnstraße bis zum Ende.

In solchen Momenten im Leben fühlt man sich erst richtig lebendig.

Motorrad auf der US 129

Motorrad auf der US 129

Die Straße wurde endlich etwas besser und wir sahen bald eine gepflasterte Straße. Ein paar Motorräder sind um die Ecke gefahren. Wir sowie das Auto hatten es endlich sicher zum Ende der Straße geschafft. Die gepflasterte Straße war der berühmte Highway US 129. Paul atmete tief geatmet. Schweissperlen liefen auf seinem Gesicht herunter.

Vielleicht war das ein größerer Alptraum?!

Ich war erleichtert und wir haben die Fahrt entlang dem Drachenschwanz (tail of the dragon), was ein anderer Name für die US 129 ist, richtig genossen. Die Straße hat 318 Kurven entlang einer 18km (11Meilen) Strecke. Die Kurven machen diese Straße sehr beliebt für Motorradfahrer. Entlang der Straße sind verschiedene Fotografen zu sehen. Sie machen Fotos von den Autos und Motorrädern die dort entlang fahren. Man kann die Fotos später im Internet kaufen.

Wir hielten bei dem nächsten Aussichtspunkt an. Bei dem Aussichtspunkt hatten wir eine schöne Aussicht über die Gegend und den Calderwood Dam. Es war das perfekte Ende eines Adrenalingeladenen Tages.

Offizielle Website des Great Smoky Mountains National Park

 

Calderwood Dam at US 129

Calderwood Dam at US 129